Laudatio:
Guten Abend zusammen, liebe Anwesende, geschätzte Jury und vor allem sehr verehrte Susanne Klatten,
es ist eine ganz besondere Ehre heute vor Ihnen zu stehen und ein paar Worte über eine der beeindruckendsten Unternehmerinnen unserer Generation, sagen zu dürfen.
Was bedeutet eigl. eine Unternehmerin oder ein Unternehmer zu sein? Zuallererst bedeutet es Verantwortung. Verantwortung für sich selbst, die Unternehmen an denen man beteiligt ist, die Mitarbeitenden, die Kunden natürlich aber vor allem auch der Gesellschaft gegenüber. Ein anderes meiner Unternehmervorbilder, Heinz Dürr, hat einmal gesagt ein Unternehmen ist eine gesellschaftliche Veranstaltung. Das trifft es in meinen Augen ziemlich gut.
Das interessante an Verantwortung ist, dass man sich entscheiden muss sie anzunehmen, und zwar unabhängig ob als junger Start-Up Gründer oder Gründerin, als Nachfolger oder Nachfolgerin oder einfach durch Gelegenheit oder eine bestimmte
Entscheidung auch außerhalb des Unternehmerischen, z.B. Eltern zu werden.
Wenn wir dazu ein paar Jahre zurückblicken und uns den unternehmerischen Meilensteinen von Susanne Klatten widmen, dann darf BMW nicht ausgelassen werden. Vor allem der Aspekt der Verantwortung – und in diesem Fall der Stabilität und Kontinuität und der Sicherheit – den Frau Klatten als Ankeraktionären dem Unternehmen verleiht. Das ist etwas sehr Deutsches, etwas Gutes, was Werte über Generation hinweg trägt und auch uns bei Flix inspiriert hat, auch über einen möglichen Börsenganghinaus, unser Lebenswerk zu begleiten und für Generationen zu bewahren.
Beim Thema Lebenswerk sind allerdings die Kürzel SK, aus meiner Sicht, noch bedeutender. Hervorzuheben sind hier vor allem SKion und SKala. Und ja SK steht für Susanne Klatten (ironisch). Mit Ihrer Beteiligungsgesellschaft SKion haben Sie, Frau Klatten, nicht nur langfristiges unternehmerisches Geschick bewiesen, sondern sich auch den Ruf als wertstiftende
Gesellschafterin und sehr interessierte und versierte Aufsichtsrätin erarbeitet.
Angefangen hat alles mit der Altana AG, ein Unternehmen das 1873 gegründet wurde. 2006 war dann ein bezeichnendes Jahr für Altana. Von außen betrachtet kann man sagen, dass der Verkauf der Pharmasparte der Altana AG damals zur Verstetigung Ihres Scharfsinns geführt hat, der auch taffe, aber notwendige unternehmerische Entscheidungen begünstigt, so wie diesen bisher größten Teilverkauf der Altana Gruppe. Nicht nur von Ihnen, sondern auch meinen anderen unternehmerischen Vorbildern durfte ich dadurch lernen, dass Trennung auch etwas Gutes sein kann. Trennung kann Raum schaffen für etwas neues und zwei Teile mitunter noch besser gedeihen lassen.
An Dingen festhalten ist auch etwas sehr Deutsches, meiner Meinung nach aber nicht gleichzusetzen mit Stabilität und Kontinuität. Festhalten kann bisweilen Innovationen hemmen und uns in die Vergangenheit gewandt lassen. Beides entspricht nicht Ihrem Wesen, liebe Frau
Klatten. Schon sehr früh, Ihrer Prämisse folgenden, dass die Einstiege von SKion einen Mehrwert schaffen müssen, haben Sie sich für erneuerbare Energien und das heute mit dem Buzzwort Sustainability beschriebene Thema interessiert. Es geht, vereinfacht, darum wie wir als Gesellschaft nicht weiter mehr Ressourcen verbrauchen als unsere Erde uns zur Verfügung stellt. Auch wenn Windanlagen mittlerweile nur noch ein kleinerer Teil Ihres Portfolios sind, habe ich mit Bewunderung festgestellt, dass BMW die Produktion des i3 in Leipzig komplett mit lokal erzeugtem Grünstrom mit Hilfe von Windenergie, bewerkstelligt hat.
Bleiben wir aber noch einen Moment bei dem Thema Innovation und warum Sie Frau Klatten wie wenige andere für diesen Begriff stehen. Durch Ihr Engagement bei SGL Carbon in 2009 kam ich damals erstmalig bewusst mit diesem Werkstoff als Konsument in Berührung. Was vor knapp 15 Jahren noch sehr besonders war, hält mehr und mehr Einzug: im Fahrzeugbau ohnehin, aber auch
bei Flugzeugen, Industrieanlagen und Alltagsgegenständen wie Fahrrädern.
Neben all den auf Unternehmen fokussierten Engagements, die neben Frau Klattens Innovationsfreude vor allem auch ihre Beharrlichkeit und ihre Anpassungsfähigkeit zeigen, ist eines der innovativsten Projekte, das wegeweisend für eine ganze Generation Unternehmerinnen und Unternehmer ist, sicher die UnternehmerTUM in München.
Hier verbinden sich auf ganz besondere Art und Weise unternehmerischer Mut, Weitblick, Innovationsfreude mit dem Thema Verantwortung und einem übergreifenden Handeln zwischen nicht nur der rein betriebswirtschaftlichen, unternehmerischen Seite, sondern auch der gesellschaftlichen und der akademischen Seite. Heute, fast 20 Jahre später wissen wir, dass die UTUM, wie wir sie in München liebevoll nennen, dazu beigetragen hat, dass München der Standort für Jungunternehmen und Startups in ganz Deutschland geworden ist, noch vor Berlin. Und das eben auf eine nicht ganz so bunte und
jugendliche Art wie in der Hauptstadt, sondern auf eine resilientere, langfristigere Art und Weise.
Sicherlich und Gott sei Dank wird bei BMW seit Generationen Wert geschaffen, aber durch Frau Klatten als Möglichmacherin wird z.B. durch uns, Flix, aber auch Celonis und viele andere noch breiterer und ebenso langfristiger Wert geschaffen und vor allem auch mit an der Zukunft gearbeitet, die Deutschland, neben seiner Industrie und dem starken Mittelstand, so dringen braucht. Als Sie damals den heutigen Geschäftsführer Helmut (Schönenberger) getroffen haben und mal wieder dieses Gespür unter Beweis gestellt haben, dass etwas Großes entstehen kann, haben Sie eine Blaupause selbst über München hinaus geschaffen. Heute (ca. 20 Jahre später) versuchen wir in Deutschland, unterstützt von der Bundesregierung, mit der Startup Factory, die Gedanken und Learnings die Sie bei UnternehmerTUM mit ermöglicht haben in die ganze Republik zu tragen, sodass das über Grenzen hinweg gewirkt werden kann.
Dabei ist Wirkung ohnehin ein weiteres Schlagwort, dass Sie auszeichnet. Neben der SKion und der UnternehmerTUM ist sicherlich die SKala hier von eminenter Bedeutung. Und das viel weniger, weil sie für Deutschland beeindruckende 100 Millionen Euro für philanthropische Zwecke zur Verfügung gestellt haben, sondern vielmehr wegen der Art und Weise wie sie darüber nachgedacht und schlussendlich entschieden haben.
Wenn man Ziele erreichen möchte, muss man Prioritäten setzen, dass gilt sowohl im betriebswirtschaftlich-unternehmerischen und noch viel mehr im philanthropischen Umfeld. Ich kann sehr gut nachvollziehen wie jeden Tag Bitten um Unterstützung bei Ihnen eintrudeln und gerade deswegen finde ich Ihre objektive und wirkungsgeleitete Herangehensweise so beeindruckend. Allein sich erstmal mit der Frage zu beschäftigen, wie Wirkung optimal bewertet werden kann, und dass bei all der Vielfältigkeit unserer Gesellschaft. Zusammen mit der Berliner Gesellschaft Phineo haben Sie Sich dieser Aufgabe
angenommen und über 90 Projekte ausgewählt die sie nicht nur mit bis zu 2,2 Millionen Euro unterstützt haben, sondern auch begleitet haben. Denn Wirkung ist nicht einfach da, sie entfaltet sich über einen Zeitraum und kann über diesen um ein Vielfaches steigen. Noch viel beeindruckender ist – und da verbinden sich gesellschaftliche Wirkung mit langem Atem und dem möglichen Machen – dass SKala das Gelernte „aufgeschrieben“ hat und jetzt kostenfrei oder für eine kleine Aufwandsentschädigung allen, die sich dafür interessieren, zur Verfügung stellt. Der SKala Campus war geboren. Und so hat selbst SKala als Initiative sich darum gekümmert ihren eigenen Einsatz mit bestmöglicher Wirkung zu versehen, auch über das Finanzielle hinaus. Mir ist bewusst, dass die SKala Initiative einmalig angelegt war und falls sie es aus dem Hause Klatten bleiben wird, ist sie ebenso ein Blueprint zum Nachahmen wie die zuvor beschriebene UnternehmerTUM Initiative.
In meinem Kopf und der Vorbereitung dieser Laudatio hat sich immer wieder der Gedanke breit gemacht, ob es Bewusst oder Zufall war Ihrer
Unternehmerinnenkarriere diese klaren, auch zeitlichen, Leitplanken gegeben zu haben. Zwanzig Jahre des Lernens, des Warmlaufens und des sehr klaren Fokus auf den betriebswirtschaftlichen Teil Ihres Unternehmerlebens. Danach 20 Jahre in denen ähnlich angelegte und sicherlich ebenso langfristige, aber eben nicht nur betriebswirtschaftliche Projekte im Mittelpunkt standen. Auch wenn es müßig ist, frage ich mich immer, wo Sie einen größeren Fußabdruck hinterlassen haben, innerhalb oder außerhalb des reinen SKion Portfolios… Flix würde es vllt. ohne UnternehmerTUM gar nicht geben, wer weiß.
Was ich, bisher eher teilweise kenne, ist Ihr aktuelles Projekt, das auf der einen Seite sehr ähnlich ist, vor allem in Ihrer Herangehensweise, auf der anderen aber auch sehr anders. Die Stiftung Kunst und Kultur im Tölzer Land, vor den Toren Münchens, ist deswegen anders, weil sie klar das Thema Natur aufgreift und auch wenn es anders gemeint sein mag, für mich ist Natur auch immer Kunst, vielleicht die älteste und sicherlich die wertvollste, die es gibt. Sie ist aber ebenso
ähnlich, weil sie Welten miteinander verknüpft, wie der Name schon sagt, Kunst und Natur, aber auch Wissenschaft und Landwirtschaft. Über Grenzen hinweg wirken, Zusammenbringen und Zusammendenken, das zeichnet Sie aus, Frau Klatten. Sie haben das Land der Stiftung 2012 von der Stadt München gekauft. Eigl. nicht das Fleckchen Erde, dass einem sofort ins Auge fällt. Eher karger Boden, über lange Zeit mit für die Ernährung von München gebraucht, unter anderem durch Milchwirtschaft. Das führte zu keiner wilden und unberührten Naturlandschaft mehr, sondern eher zu einer menschen-gemachten Kulturlandschaft. Seither ist viel passiert. Mischwälder wurden wieder aufgeforstet und haben reine Fichtenbestände ergänzt. Bäche wurden wieder re-naturalisiert und in ihre alten Betten gelegt. Moore wurden wieder vernässt. Ich bin sicher allen Anwesenden ist bewusst, dass wir mit dem reinen „Sparen“ von CO2 unsere Ziele, diese Erde nicht vollends kaputt zu machen, nur schwerlich erreichen werden. Es geht auch um das Speichern von Kohlenstoffdioxid und da spielen mal wieder Innovationen, aber eben auch der
Boden an sich eine extrem wichtige Rolle. Hier sind vor allem Moore wahre Speicherkünstler. Ja, die Stiftung ist erstmal lokal, aber die Forschung dort wird Grundlagen unterstützen und unser Wissen erhöhen und auf ihre Art und Weise wieder als Blueprint dienen, sodass auch in anderen Region ähnliches passieren kann. Wir beide glauben nicht an De-growth oder den reinen Verzicht. Vielmehr geht es um nachhaltiges Wachstum, und zwar finanziell, gesellschaftlich und nachhaltig eben auch gegenüber unserer Mutter Erde. Das erfordert Zeit, Fokussierung und einen starken Willen, aber vor allem auch einen sehr langen Atem. All das beschreibt Sie sehr gut, Frau Klatten. Und zwar nicht nur im betriebswirtschaftlichen, sondern im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Frei nach meinem anderen unternehmerischen Vorbild formuliert: ein Unternehmen oder, in Ihrem Fall, eine Unternehmerin sind gesellschaftliche Veranstaltungen. Nachdem die Stiftung bereits 10-jähriges Jubiläum feiern durfte, freue ich mich auf die nächste 10 Jahre und den mit Sicherheit beeindruckend Stand 2032.
Frau Klatten, Sie sind nicht nur eine herausragende Unternehmerin, vor allem sind Sie eine Möglichmacherin und deswegen hochverdiente Preisträgerin heute Abend, herzlichen Glückwunsch!